Buch schreiben – wie fange ich es an?

Projekt Buch schreiben:

Ein Buch zu schreiben ist ein größeres Projekt. Und jeder Autor hat seine eigene Methode, ein solches Projekt anzugehen. Hier möchte ich mit dir teilen, wie ich es angehe. Nimm es als Anregung, um deinen eigenen Schreibprozess zu entwickeln. Die Geschichte, die ich mir zur Veranschaulichung ausgedacht habe, kommt in keinem meiner Krimis vor – ich will ja nicht spoilern 🙂

Buch-Idee kreisen lassen – Aspekte sammeln – zusammenfassen

Wenn ich ein neues Buchprojekt beginne, fange ich damit an, meiner Idee im Kopf freien Lauf zu lassen. Ich denke über alle Aspekte nach. Dann fasse in alles in ein bis zwei Sätzen zusammen: Hauptkommissarin Clara Liebig ermittelt mit ihrer besonderen Puzzlemethode im Fall einer toten Frau, die mit einem Stein um den Hals in der Isar versenkt wurde. Der Ehemann gerät in den Fokus, doch er hat ein wasserdichtes Alibi.

Recherche – unverzichtbar um ein Buch zu schreiben

Meist besuche ich die Schauplätze, um mich zu vergewissern, dass meine Idee so funktionieren könnte. Wenn es nicht passt, modelliere ich es gedanklich um und passe es an die Gegebenheiten so weit an, dass es glaubwürdig ist. Meine Recherche im Vorfeld hält sich aber in Grenzen. Zum einen kenne ich München recht gut und zum anderen recherchiere ich erst mal nur das nötigste, um mit dem Schreiben beginnen zu können. Wenn ich beim Schreiben auf fehlende Infos stoße, markiere ich es und suche die Infos, wenn ich Zeit habe oder am Ende des Rohentwurfs.

Plotten oder Bauchschreiben?

Es gibt Plotter auch Outliner genannt, sie skizzieren das Buch und wissen genau, was sie schreiben wollen. Dann gibt es die Bauchschreiber, die sogenannten entdeckenden Schreiber auch Discovery whriter genannt. Sie entdecken erst beim Schreiben, wohin es geht. Was besser für dich funktioniert wirst du schnell herausfinden. Meiner Meinung nach, sind die meisten Autoren Mischwesen und nutzen beide Methoden.

Ich plotte das Grundgerüst für meine Romane. Ein bisschen so, als würde ich ein Fahrplan für eine Reise aufstellen. Daran halte ich mich nicht sklavisch, es ist mein Ausgangpunkt. Wenn sich unterwegs herausstellt, dass die Reise woanders hingeht, wird die Route eben geändert. Es gibt sehr disziplinierte Autoren, die minutiös jedes Kapitel durchplotten, so viel Geduld habe ich nicht. Wenn das Grundgerüst steht, will ich mit dem Schreiben loslegen.

Buch schreiben – Plot aufbauen für Anfänger

Es gibt verschiedene Plot-Modelle, die dabei helfen können, eine gute Struktur für das eigene Buch zu finden. Zum Beispiel:

Dreiakter: „1 Einführung – 2 Höhepunkt – 3 Ende“

Fünfakter :“1 Einführung – 2 Erster Wendepunkt  – 3 Höhepunkt – 4 Retardierender Moment (Hinauszögern), häufig mit zweitem Wendepunkt – 5 Ende

Ich würde mit dem Fünfakter ungefähr so starten:

Einführung: Tote Frau gefunden an Isar, versenkt mit Stein um den Hals. Clara Liebig und ihr Team verdächtigen den Ehemann, doch der hat ein wasserwellenfestes Alibi. Er war zur Tatzeit beim Friseur.

Erster Wendepunkt: Da taucht ein Floßfahrer auf, der ein Verhältnis mit der Toten hatte. Er wird verdächtigt, denn die Tote wollte sich nicht von ihrem Mann trennen. Ermittlungen laufen auf Hochtouren, Floßfahrer wird verhaftet, weil seine DNA an der Toten ist und er bestritten hatte, sie in letzter Zeit gesehen zu haben.

Höhepunkt: Clara glaubt nicht, dass der Floßmann schuldig ist. Vorgesetzter will Fall abschließen. Da findet Clara heraus, dass der Ehemann eine Geliebte hat und noch brisanter: Die Geliebte ist die Friseurin – sein Alibi!

Verzögernder Moment: Schwiegermutter kommt ins Spiel und wird verdächtigt, denn sie hat die Tote gehasst. Doch nach harten Verhören bricht die Geliebte zusammen und gesteht, dass sie dem Ehemann ein falsches Alibi gegeben hat.

Am Ende der Showdown: Ehemann wird bei einer aufsehenerregenden Zu-Fuß-Verfolgung auf dem Münchner Hauptbahnhof gestellt, als er versucht, sich ins benachbarte Ausland abzusetzen. Es stellt sich heraus, dass Ehemann und Geliebte den Plan zusammen geschmiedet haben, aber letztlich noch einmal eine kleine Überraschung: es war es die Geliebte, die seine Frau getötet und in der Isar versenkt hat.

Du findest eine schöne Beschreibung des Drei- und Fünfakters im Youtube-Video „Bücher plotten“ von Serena Avanlea, die selbst Bücher schreibt und auch eine erfahrene Lektorin ist.

Schreiben, schreiben, schreiben!

Jetzt musst du nur noch die Seiten zwischen den Plot-Punkten füllen – kleiner Scherz! Denn jetzt geht die Arbeit richtig los. Meist unterteile ich die einzelnen Plot-Punkte grob in Kapitel, denen ich klingende Überschriften gebe, das inspiriert mich. Später entferne ich die Überschriften wieder, denn ich will nichts vorwegnehmen.

Schnell mal ein Beispiel:

Kapitel zum Plot-Punkt Einführung:

1) Mörderischer Fund, 2) Die Jagd geht los, 3) Hindernisse und ein Alibi, …

Im Laufe des Schreibens werden es natürlich immer mehr Kapitel. Wenn eines zu voll wird, teile ich es und so weiter. Es ist wie bei den Verzweigungen eines Astes, je weiter nach außen es geht, desto mehr Zweige und Zweiglein wachsen daran. Am Ende lande ich meist so bei 24 bis 28 Kapiteln.

Überarbeiten – die Arbeit geht weiter!

Wenn ich mit dem Rohentwurf fertig bin und meine 300 bis 400 Seiten geschrieben habe, freue ich mich und dann geht’s weiter. Überarbeiten ist eines der wichtigsten Dinge für Autoren. Jetzt kürze ich alles aus meiner Geschichte heraus, was sie nicht wirklich weiterbringt, Stichwort: „Kill your Darlings!“

Alle Sätze und Wendungen werden noch einmal angefasst und geschliffen, so lange, bis ich komplett glücklich damit bin. Das kostet mich 4 bis 5 Überarbeitungsrunden. Dann bekommt mein Mann das Manuskript als erster Testleser.

Testleser – unglaublich hilfreich!

Eigentlich sollte man zum Testlesen niemanden aus der Familie nehmen, da sie meist nicht objektiv sind. Doch mein Mann hat sich als unbestechlich erwiesen und spürt mit seinem analytischen Verstand kleinere und größere Plot-Löcher auf, hinterfragt das Handeln meiner Protas und sagt offen, wenn er etwas nicht versteht. Also nochmal ran mit ein bis zwei weiteren Überarbeitungsrunden!

Wenn ich damit durch bin, habe ich drei fantastische Testleserinnen, von denen zwei den Krimi genießen und mir ihren Input zum Gesamteindruck und zur Spannung geben und eine spezielle Testleserin, die ihn wie eine Korrektorin auf Herz und Nieren und auf jedes Komma prüft. Das bringt mir alles in allem nochmal um die 5 Runden zur Bearbeitung ein.

Agentur und Verlag

Unter Umständen kommen jetzt noch Anmerkungen von der Agentur, zum Beispiel, dass ich noch einmal 15 Seiten wegkürzen soll. Und vom Verlag kommt am Ende das Lektorat, was selbst mit einer wunderbaren Lektorin, wie ich sie hatte, anstrengend ist. Und dann ist es endlich geschafft!

Hast du Fragen dazu? Schreib es gern in die Kommentare! Ansonsten freu dich auf nächste Woche, da schreibe ich im Blog darüber wie ich „Kill your Darlings“ verstehe.

Bis dahin, schöne Schreibzeit!

Marie Bonstein

 

10.08.2022

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