Kill your darlings! – Lieblinge aus dem Buch!

„Kill your darlings“ im eigenen Buch:

„Kill your Darlings“, dieser Ausspruch stammt ursprünglich wohl von William Faulkner. Gehört und gelesen habe ich es immer wieder, verstanden habe ich es erst bei der Lektüre von Steven Kings besonderem Schreibratgeber „Das Leben und das Schreiben„: Das Langweilige muss raus!

„Kill your darlings, kill your darlings, even when it breaks your egocentric little scribbler’s heart, kill your darlings!“, fordert Steven King in der englischen Fassung, die ich persönlich mitreißender finde, als die deutsche Übersetzung.

Im deutschen Text heißt es auf Seite 274: „Tötet eure Lieblinge, tötet eure Lieblinge, selbst wenn es euch das egoistische kleine Schreiberherz bricht, tötet eure Lieblinge.“ Egocentric wird im deutschen Buch leider mit egoistisch übersetzt. Aber zurück zur Bedeutung.

Kill your darlings – was zur Hölle soll das heißen?

Warum soll ich ausgerechnet meine Lieblinge killen? Wird mein Buch nur dann richtig gut, wenn die beliebtesten Protagonisten an irgendeiner Stelle im Manuskript zu Tode kommen? Nein, sicher nicht! Müssen sämtliche supertollen Beschreibungen raus? Auf keinen Fall! Muss die vom Autor favorisierte Wendung umgestoßen werden? Unwahrscheinlich! Ich habe schon viele sehr unterschiedliche Erklärungsansätze dazu gelesen und in Podcasts gehört. Dabei ist mir klar geworden: jeder Autor versteht diesen Ausspruch ein bisschen anders.

Wie gehe ich mit meinen Darlings um?

Ich habe es erst bei Steven King verstanden. Auch wenn ich bei seinem extremen Feldzug gegen Adjektive nicht ganz mithalten kann und es auch nicht an jeder Stelle möchte, nutze ich doch diese Kill your Darlings Methode in meinen Büchern. Für mich bedeutet es, alles aus meiner Geschichte heraus zu kürzen, was weder der Handlung, noch der Charakterisierung von Figuren, noch dem Erzeugen einer Stimmung dient.

Steigbügel zur darlingfreien Zone

Und so funktioniert Kill your darlings für mich: Auch wenn es noch so schön geschrieben ist, zum Beispiel ein super gelungener Vergleich, eine geradezu liebevolle Detailbeschreibung oder ganz besonders mag ich hintersinnige Dialoge – wenn sie nicht einem der drei oben genannten Zwecke dienen, müssen sie raus! Kill your darlings! Und ja, das ist mein kleines egozentrisches Autorenherz, welches du dabei so laut brechen hörst.

Eine Erzählung ist brutal!

Alles was sie nicht voranbringt, gehört nicht hinein! So schreibt es auch George Saunders, amerikanischer Autor und Hochschullehrer in seinem genialen Kurzgeschichten-Ratgeber „Bei Regen in einem Teich schwimmen“. Und mit gebrochenem Autorenherzen schließe ich mich an.

Das war es für heute schon  –  wenig Darlings, viel herausgekürzt, nur die Quintessenz ist übrig!

Was sagst du zu „Kill your darlings“? Bist du gnadenlos mit deinen Darlings oder drückst du schon mal ein Auge zu? Schreib es gerne in die Kommentare. Ansonsten freu dich auf nächste Woche: Da stelle ich dir meine Lieblings-Schreibratgeber vor.

Bis dahin, schöne Schreibzeit!

Marie Bonstein

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